Buch · Rezension

Peter Tremayne: Verneig dich vor dem Tod (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 11)

In dem 11. Teil der Fidelma-Reihe muss ihr treuer Begleiter Eadulf den aktiven Part übernehmen, denn Fidelma ist durch eine starke Erkältung ans Bett gefesselt. Da der angelsächsische Mönch und Gelehrte nicht immer die klügste Rolle zugewiesen bekam, war ich überrascht, dass er nun die Hauptrolle übernehmen sollte.

In diesem Band passieren einige Dinge, die wichtig sind für die übergreifende, persönliche Geschichte der beiden Ermittler. Ich will nicht spoilern, aber ich war so überrascht und verwirrt, dass ich über die Plötzlichkeit etwas traurig war. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass ich, als die eifrige Leserin, mehr erfahren würde zu den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten. Aber ab diesem Teil ist mir klar, dass der Autor ausschließlich über die Verbrechen berichten will und die Gefühlswelt einfach überspringt. Auf Fidelmas letzte, alles verändernde Aussage, kommt keine Erwiderung, denn das Buch ist zu Ende.

Ich bin von diesem Vorgehen etwas enttäuscht, muss ich gestehen. Ich bin immer wieder gefesselt  von den spannenden Romanen, und würde gerne mehr von den Menschen erfahren, die mich nun schon so lange begleiten. Natürlich kann ich jetzt vieles aus dem Zwischenraum herauslesen, denn sonst hätte einiges nicht geschehen können, aber das ist nicht das Gleiche, wie die Worte durch den Autor transportiert zu bekommen. Um nicht noch verwirrender zu werden: Zu Beginn des Romans erfahre ich, dass Fidelma und Eadulf ganz öffentlich eine Beziehung angeben! Und zum Schluss lässt sie dann die Bombe platzen: Sie ist schwanger! !!! Und ich als Leser darf von dem Ganzen sonst nichts mitbekommen. Es gibt keine Küsse, keine Zärtlichkeiten, keine lieben Worte, keine Heimlichkeiten. Wieso dann überhaupt diese Beziehung so aufbauen? Um künstlich weitere Komplikationen zu erzeugen? ??

Und trotzdem verschlang ich wieder die Geschichte. Ich litt mit den ungerechten Vorwürfen und Anschuldigungen und zitterte mit den Protagonisten an den entsprechenden Stellen. Wieder konnte ich viel über die frühmittelalterliche Rechtsgrundlage und Geschichte der angelsächsischen Gebiete erfahren. Oftmals stelle ich mir Fidelma und Eadulf mit erhobenem Finger erzählend wie ein Oberlehrer vor, wenn es die Vorträge über Geschichte gibt. Es wirkt leider immer noch konstruiert und nicht sehr glaubhaft innerhalb eines Gesprächs eingebunden. Aber offenbar ist das auch so gewollt. Peter Tremaynes Geschichten haben eher etwas von einem Fachbuch über frühmittelalterliches, irisches Recht in Prosaform, als von einem vollwertigen Roman. Aber ich mag es sehr!


Zur Übersicht hier die Links zu den vorherigen Teilen, die ich beim quâtspreche rezensiert habe:

Nur der Tod bringt Vergebung (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 1)

Ein Totenhemd für den Erzbischof (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 2)

Tod im Skriptorium (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 3)

Die Tote im Klosterbrunnen (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 4)

Der Tote am Steinkreuz (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 5)

Tod im Tal der Heiden (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 6)

Tod in der Königsburg (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 7)

Tod auf dem Pilgerschiff (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 8)

Vor dem Tod sind alle gleich (Schwester Fidelma ermittelt, Bd. 9)

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